Porträtfotografie im Sommer

In diesem Blogbeitrag geht es darum, was genau ein echtes Porträtfoto im Sommer ausmacht und wie du zu deinem persönlichen Sommerfoto kommst. Ich habe dafür eine Reihe von meinen Fotoshootings im Sommer analysiert und typische Merkmale in diesem Blog als Tipps herausgearbeitet. Es geht um Bildaufbau, Ausdruck der Person vor der Kamera und natürlich um die entsprechende Technik. Egal ob Fotoeinsteiger, Semiprofi oder professioneller Fotograf – meine Tipps sollen dir zeigen, worauf ich achte, dir helfen oder als Inspiration dienen. Los geht‘s.

Frauenporträt im Gegenlicht

Wie fange ich den Sommer in meinen Porträts ein?

Hierbei hast du wirklich sehr viele Möglichkeiten. Zunächst kannst du etwas brainstormen oder einfach ein paar Notizen machen, was für dich den Sommer ausmacht. Spontan sind mir folgende Stichpunkte in den Sinn gekommen: Hitze, Erdbeereis, Freibad, Sommerregen, Schwitzen, zig Mal am Tag duschen, laue Sommernächte, Grillen, Sonnenbrillen, Cabriolet, Boot fahren, Sonnenuntergänge, kühle Getränke, viele Farben und kurze Klamotten.

Aus diesen Stichpunkten ergeben sich ein paar Locations, Aktivitäten, Wettersituationen, Outfits und Gegenstände, die dein Foto im Sommer ausmachen können. Wenn du ein Model oder eine Person gefunden hast, welche vor deiner Kamera stehen möchte, kannst du dir Gedanken zur Location machen. Wenn hinter deinem Model nicht alles in absoluter Unschärfe versinken soll, kannst du deine Umgebung einbeziehen. Das kann zum Beispiel das Freibad, ein Cabriolet, ein Boot, ein Kornfeld oder ein Skatepark sein.

Porträt von jungem Mann auf Skaterbahn

Bildgestaltung

Damit der vorherige Punkt Sinn ergibt, solltest du den richtigen Bildausschnitt wählen und wie du dein Model auf der dir zur Verfügung stehenden Fläche deines Kamerasensors positionierst. Ein Close-Up Porträt bezieht wenig Hintergrund mit ein, also geh lieber bis Taille, Hüfte oder noch etwas tiefer. Hier ist es aber wichtig, was du zeigen möchtest. Wenn du das weißt, kannst du gezielt den Fokus darauf lenken. Dazu ein Beispiel aus einem TFP Shooting mit Laura. Hierbei war es mir wichtig, ihre Sonnenbrille, ihren Schmuck und Teile ihres sommerlichen Outfits zu zeigen.

Junge Frau bei einem Outdoor Fotoshooting in Halle Saale

Porträtfotos im Gegenlicht

Diese Art von Porträts habe ich lange gescheut. Je nachdem, wie ich die Kamera einstelle, ist entweder der Hintergrund gut belichtet, aber dafür das Model sehr dunkel oder genau umgekehrt. Natürlich können wir es uns recht einfach machen, indem wir Blitze benutzen. Da ich jedoch gern ausschließlich natürliches Licht und zudem so wenig wie möglich Technik nutzen möchte, um super flexibel im Shooting zu sein, habe ich mich darauf konzentriert, eine möglichst „mittlere Belichtung“ zu nutzen. Das heißt, weder Model noch Umgebung sind perfekt beim Fotografieren belichtet.

Hierbei solltest du deine Kamera aber gut kennen und wissen, ob du in der Bildnachbearbeitung eher die hellen oder dunklen Bereiche retten kannst. Bei meiner Canon 6D Mk II sind es die hellen Bereiche. Daher versuche ich, mein Model so weit aufzuhellen, kurz bevor die hellen Bereiche des Hintergrunds nur noch weiß sind. In der Bildnachbearbeitung hole ich die sehr hellen Bereiche dann so gut es geht zurück, um eine Zeichnung in den hellen Bereichen zu haben. Die dunklen Bereiche helle ich dann etwas auf.

Damit ich aber nicht falsch verstanden werde: es geht mir nicht darum, ein technisch perfektes Foto zu erzeugen, welches HDR ähnlich erscheint. Es dürfen ruhig starke Kontraste vorhanden sein und es ist auch nicht schlimm, wenn ein paar kleine Bereiche verloren gehen.

Portraitfoto von junger Frau auf Brücke im Sonnenuntergang in Halle

Porträts im direkten Licht

Bei diesen Porträts haben wir dieses „Problem“ nicht. Viel mehr hat unser Model mit der extremen Helligkeit, die ihr ins Gesicht scheint, zu kämpfen. Aber auch das kannst du gezielt nutzen, in dem du deinem Model sagst, dass es ganz bewusst die Augen schließen soll.

Portraitfoto in Leipzig vor dem Ring-Café

Im Gegensatz dazu kannst du deinem Model auch sagen, dass es die Augen nur ganz kurz öffnen soll. Dabei solltest du deine Kamera schon genau einstellen und unbedingt im Highspeedmodus fotografieren, da es manchmal nur ein bis zwei Sekunden sind.

Portraitfoto in Leipzig vor dem Ring-Café

Am entspanntesten ist es für dein Model aber mit einer Sonnenbrille. Entscheidet ihr euch für ein halbdurchscheinendes Modell und nicht für eine komplett schwarze Sonnenbrille, erkennt man auf den Bildern auch noch die Augen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass dein Model mit seinen Händen sehr schön an der Brille gestikulieren kann.

Bildvergleich

Blendenflecke bewusst nutzen

Erstelle ich in einem Outdoor Fotoshooting ein Businessporträt, dann würde ich zwar versuchen, direktes Gegenlicht und starke Sonne zu vermeiden, aber Blendenflecken wären in jedem Fall unerwünscht. Bei dem Shooting mit Sara habe ich diese jedoch regelrecht gesucht und mich so lange bewegt und meine Winkel und meine Perspektive verändert, bis ich Blendenflecke im Bild hatte. Wer es beim ersten Mal nicht schafft, diese optischen Artefakte einzufangen, kann versuchen, die Blendenflecke nachträglich mit einem Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop einzufügen.

Portraitfoto von junger Frau auf Brücke im Sonnenuntergang in Halle

Warum ist es besser, wenn du dich bei einem Fotoshooting viel bewegst?

Wenn du dich bewegen musst und deine Distanz und Perspektive zum Model veränderst, entstehen spannendere Fotos. Denn nicht nur du bist dann nicht mehr statisch, sondern auch dein Model bleibt in Bewegung. Nichts ist langweiliger, als immer aus der gleichen Höhe Fotos zu schießen. Besonders in einer Fotoserie machen sich hierbei die Unterschiede bemerkbar. Außerdem lernst du so schneller dazu und entdeckst Blickwinkel, an die du vorher nicht dachtest – probiere es aus.

junge Frau im Gegenlicht

Objektive für Fotos im Sommer

Wohl eine der spannendsten Fragen ist die nach dem „richtigen“ Objektiv. Klar ist, dass sich mit dem entsprechendem Know-how zum Kamerazubehör gute Fotos machen lassen. Es geht aber vielmehr darum, welche Linsen sich besonders gut in der Praxis eignen. Gehen wir von einem Porträtshooting aus, dann habe ich immer drei Objektive dabei. Ein 35mm f2.0 und 50mm f1.8 Objektiv von Canon und ein 85mm f1.8 Objektiv von Tamron. Ich habe mich für Festbrennweiten entschieden, da diese zu Zoomobjektiven einen gewissen Vorsprung haben, was die Abbildungsqualität betrifft. Viel wichtiger ist allerdings, dass ich mich mit diesen Festbrennweiten viel mehr bewegen muss.

Das richtige Objektiv hilft dir natürlich bei der Umsetzung deines perfekten Sommerporträts. Daher möchte ich ganz kurz auf wesentliche Unterschiede der drei Objektive eingehen:

Kameraobjektiv

Das 35mm Objektiv

Klasse, wenn man möglichst viel Umgebung einfangen will, ohne dass es zu weitwinklig erscheint. Das heißt, dass du dein Model schön in die Umgebung setzen kannst, ohne dass es sich verliert. Besonders mag ich das 35mm jedoch, wenn ich sehr nahe Aufnahmen von meinem Model fotografieren kann. Hier zwei Beispiele für das 35mm Objektiv:

Das 50mm Objektiv

Wenn es ein Standardobjektiv gibt, dann ist es das 50er. Ein Brennweite, welche nahezu nie falsch gewählt ist. Als ich angefangen habe, mit DSLRs zu fotografieren, war das 50mm meine erste Wahl nach der mitgelieferten 18-55mm Linse. Nach unzähligen Fotos verschwand es erstmal im Schrank und ich probierte sehr viele verschiedene Brennweiten aus. Heute habe ich wieder zum 50mm zurückgefunden und nutze es sehr oft auch bei Hochzeiten.

Das 85mm Objektiv

Wer qualitativ hochwertige und professionelle Porträts erstellen möchte, kommt nicht um dieses Objektiv herum. Durch die relativ lange Brennweite und die Möglichkeit einer sehr offenen Blende entsteht ein wunderbares Bokeh. Darunter versteht man die Qualität unscharfer Bereiche in einem Foto. Wenn alles schön weich und rund zu sein scheint, alles harmonisch ineinander übergeht, spricht man von einem guten Bokeh. Ein Vorteil der 85mm Linse ist, dass man gerade bei Porträts aus einer angenehmen Entfernung fotografieren kann, ohne zu aufdringlich zu wirken. Gerade, wenn du anfängst, Menschen zu porträtieren oder Personen vor deiner Kamera unerfahren sind, ist dies eine tolle Brennweite.

porträt von junger Frau in Halle am Steintorcampus

Das Foto in Farbe oder in schwarzweiß?

Für mich ist die Antwort ganz klar, wenn du dein Sommerfoto planst oder aus einem bereits bestehenden Set an Fotos auswählen möchtest – Farbe! Auch wenn es Ausnahmen gibt, wo ein Foto in schwarzweiß den Sommer herrlich transportiert, ist für mich Farbe die erste Wahl. Als kleinen Vergleich habe ich im Folgenden ein Foto in beiden Varianten.

Bildvergleich

Bildbearbeitung für den Sommer-Look

In der Bildnachbearbeitung meiner Fotos gehe ich immer gezielt in mehreren Schritten vor. Da dies für eine genaue Beschreibung in diesem Blog zu umfangreich würde, folgt in naher Zukunft ein eigener Blogbeitrag zum Thema Bildbearbeitung und Workflow.

Fazit

Ich hoffe, dass ich dir mit meinen Erfahrungen zu Porträts im Sommer ein paar Hilfestellungen, aber auch Anregungen geben konnte. Wähle für dein Fotoshooting das richtige Objektiv und versuche entspannt, aber genau mit der Person vor deiner Kamera zu kommunizieren. Das sind die besten Voraussetzungen für ein gelungenes Sommerporträt 😉

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